Kaum ein anderes Thema sorgt in der SEO- und Content-Branche gerade für so viel Aufmerksamkeit wie die Anpassungen an Googles Quality Rater Guidelines. Besonders spannend ist, dass Google den Bereich „Your Money or Your Life“ (YMYL) noch einmal erweitert hat – und zwar um Inhalte rund um Wahlen, Abstimmungen und andere bürgerliche Themen. Diese scheinbar kleine Ergänzung hat in Wahrheit große Tragweite. Gerade, wenn du Inhalte zu Politik, Bürgerservice oder gesellschaftlicher Teilhabe veröffentlichst, betrifft dich diese Änderung unmittelbar.
Weshalb das Ganze so wichtig ist
Bisher war YMYL vor allem in Bereichen wie Gesundheit, Finanzen oder Sicherheit verankert. Jetzt wird ausdrücklich ergänzt: Wahl- und Abstimmungsinformationen gelten künftig als YMYL-Themen. Was auf den ersten Blick recht logisch wirkt, hat enorme Folgen: Denn Seiten, die solche Inhalte bereitstellen, unterliegen strengeren Anforderungen. Google erwartet, dass gerade dort Sorgfalt, Quellen-Transparenz und Aktualität oberste Priorität haben.
Wenn ich kurz ausholen darf: Ich habe 2020 selbst erlebt, wie schnell Falschinformationen im Netz zu Wahlen falsch weitergegeben werden. Damals reichte es schon, dass eine Kommunalverwaltung ihre Terminseite nicht rechtzeitig aktualisierte – plötzlich kursierten zig widersprüchliche Angaben. Für Nutzer kann das im schlimmsten Fall zur Folge haben, dass sie ihre Stimme gar nicht abgeben können. Genau das versucht Google jetzt klarer zu verhindern.
Was genau hat sich verändert?
Anstatt nur von „gesellschaftlich relevanten Themen“ zu sprechen, führt die neue Definition klar das Label „YMYL Government, Civics & Society“. Dort ist nun explizit aufgeführt, dass Wahlen, Abstimmungsverfahren, Kandidaten-Informationen und andere bürgerliche Prozesse dazugehören. Die Suchqualität wird also verstärkt daran gemessen, ob diese Inhalte korrekt, belegbar und vertrauenswürdig sind. Die Änderungen in den Guidelines umfassen drei Hauptpunkte:
- Erweiterte Definitionen von YMYL-Themen
- Neue Beispiele, um die Anwendung nachvollziehbarer zu machen
- Textliche Präzisierungen in bestehenden Abschnitten
Kurz zur Erinnerung: Was ist YMYL?
Vielleicht fragst du dich, warum YMYL überhaupt diese Sonderrolle hat. Stell dir vor: Du suchst Rat zu einer Operation, zu Geldanlagen oder jetzt eben zum Wahlrecht. Wenn die Informationen fehlerhaft sind, können daraus ernsthafte Konsequenzen entstehen – für Gesundheit, Finanzen oder das Funktionieren der Demokratie. Genau deshalb werden YMYL-Seiten sehr kritisch bewertet. Die Evaluatoren prüfen dabei nicht direkt Rankings, sondern unterstützen Google mit Feedback, ob die Algorithmen qualitativ hochwertige Ergebnisse liefern.
Die vier Hauptkategorien
- Gesundheit oder Sicherheit: Alles, was dein körperliches oder psychisches Wohlergehen betrifft.
- Finanzielle Sicherheit: Von Kreditkarten über Steuern bis hin zu Investitionen.
- Regierung, Bürgerschaft & Gesellschaft: Hier nun mit Fokus auf Wahlen, Abstimmungen, politisches Leben.
- Sonstige Themen, die erhebliche Auswirkungen auf Menschen haben können.
Aus meiner Erfahrung stolpern viele Seitenbetreiber an genau diesem Punkt: Sie unterschätzen, dass selbst eine scheinbar einfache lokale Info – wie „Wo ist mein Wahllokal?“ – plötzlich hochkritisch ist und zutiefst ins YMYL fällt.
Was du jetzt konkret tun solltest
Wenn du Inhalte zu Wahlen, Bürgerbeteiligung oder verwaltungsnahen Themen auf deiner Website hast, rate ich dir dringend zu einem kleinen Audit. Geh Seite für Seite durch und prüfe:
- Sind alle Infos aktuell – zum Beispiel Fristen, Adressen oder Formulare?
- Hast du deine Quellen klar nachvollziehbar verlinkt (am besten offizielle Stellen)?
- Zeigst du, wer den Inhalt verfasst hat und warum diese Person kompetent ist?
Gerade beim Thema „Fristen & Termine“ empfehle ich dir, ein System einzubauen, mit dem du Änderungen dokumentierst und Updates regelmäßig einspielst. Das wirkt nicht nur für Google glaubwürdig, sondern für deine Leser ebenso.
Reputationssignale nicht unterschätzen
Die Guidelines legen außerdem Wert auf Reputation. Damit ist gemeint: Welche Stimmen und Experten bestätigen das Geschriebene? Zeigst du, dass andere vertrauenswürdige Quellen ähnliche Informationen bieten? Oder stützt du deine Aussagen nur mit wenig belastbaren Links oder reiner Eigenreputation? Auch hier solltest du bewusst stärker auf offizielle Dokumente, Fachartikel oder unabhängige Berichterstattung setzen.
Ich habe in Projekten schon erlebt, dass man durch das Einfügen von zwei, drei belastbaren externen Quellen plötzlich ein ganz anderes Standing bei Google erhält. Es ist eigentlich simpel: Zeig, dass du Teil eines Netzwerks von vertrauenswürdigen Informationen bist.
Die langfristige Perspektive
Diese neue Version der Guidelines umfasst stolze 182 Seiten. Das ist kein Schnellschuss. Google verfolgt hier einen langfristigen Kurs, in dem gesellschaftlich relevante Informationen vor Manipulation geschützt werden sollen. Man darf also davon ausgehen, dass noch weitere Anpassungen folgen werden – vielleicht präzisere Beispiele, vielleicht schärfere Maßstäbe.
Ich persönlich halte das für sinnvoll. Natürlich ist es für Publisher ein zusätzlicher Aufwand, Inhalte noch akribischer zu prüfen. Aber wenn man überlegt, wie fragil das Vertrauen in Online-Infos gerade im politischen Bereich inzwischen ist, wird klar: Genau dieser Aufwand ist notwendig.
Fazit
Wenn du mit deiner Website Wahlen, Kandidateninformationen oder bürgernahe Inhalte behandelst, gelten ab sofort strengere Regeln. Deine Inhalte werden stärker als YMYL klassifiziert – und das heißt: Quellen belegen, Autoren sichtbar machen, Aktualität sichern, Reputationssignale beachten.
Die Anpassung ist nicht nur eine bürokratische Änderung. Sie zeigt, wie sehr Google inzwischen auf Vertrauen, Transparenz und redaktionelle Verantwortung setzt. Und wenn du mich fragst: Genau das kann mittelfristig auch zu deinem Vorteil sein. Denn wer diese Standards ernst nimmt, hebt sich von der Masse der „Content-Maschinen“ ab – und gewinnt nicht nur bessere Rankings, sondern vor allem das Wichtigste: Vertrauen.