Marken werden zu den stillen Stars der KI-Suche – und das nicht zufällig.
In den letzten Monaten ist deutlicher geworden, dass die klassische SEO-Welt, die sich stark auf Backlinks stützte, eine Metamorphose erlebt. Neue Daten aus dem Ahrefs-Team zeigen: Markenerwähnungen, also das simple Vorkommen deines Namens oder deines Unternehmens auf anderen Seiten, können inzwischen entscheidend sein, wenn es darum geht, in KI-generierten Suchergebnissen aufzutauchen.
Ich finde das faszinierend – denn es bedeutet, dass Reputation, Relevanz und Vertrauen mehr zählen als reine technische Optimierung.
Markenerwähnungen – die neue Währung der Sichtbarkeit
Wenn du dich je gefragt hast, warum manche Marken in KI-Antworten auftauchen und andere nicht, dann liegt die Antwort oft in den Daten, die diese Modelle „gesehen“ haben. Große Sprachmodelle wie GPT oder Gemini werden anhand von Milliarden Webseiten trainiert. Wenn dein Name, deine Marke oder dein Content auf bekannten, glaubwürdigen Websites erwähnt wird, bist du statistisch gesehen viel wahrscheinlicher Teil dieses Wissensraums.
Aus Gesprächen mit Expert:innen im Umfeld von Ahrefs ergibt sich ein klares Bild: Je mehr kontextuell passende Erwähnungen eine Marke im Internet bekommt, desto öfter wird sie auch in generativen Antworten wiedergegeben. KI-Modelle zitieren nicht einzelne Seiten, sie bilden assoziative Netzwerke – und Marken, die in vielen Quellen vorkommen, erscheinen für sie schlichtweg „relevanter“.
Nur erscheint diese Erkenntnis nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis eines schleichenden Paradigmenwechsels im SEO-Denken.
Was eigentlich als „Off-Page SEO“ gilt, verändert sich
Suchmaschinenoptimierung war lange von Links dominiert – je mehr qualitativ hochwertige Backlinks, desto besser. Nun verschiebt sich die Gewichtung. Statt „Verlinkung“ zählt zunehmend „Erwähnung“.
Ob das in einem Blogartikel, auf Reddit, auf einer Branchenplattform oder in einem YouTube-Transkript geschieht, ist sekundär. Wenn dein Name fällt und der Kontext stimmt, dann registrieren es nicht nur Google, sondern auch die KI-Systeme, die Google und Co. antreiben.
Ich habe selbst erlebt, wie kleine Erwähnungen in Nischen-Communities später in generativen Ergebnissen wieder auftauchten. Das fühlt sich im ersten Moment zufällig an, doch steckt dahinter ein Muster.
Das A und O: Wo du erwähnt wirst, zählt mehr als wie oft
Es reicht nicht, überall gleichzeitig präsent sein zu wollen. Entscheidend ist vielmehr, auf relevanten und autoritativen Seiten aufzutauchen.
Wenn du zum Beispiel Softwarelösungen anbietest, interessieren sich KI-Modelle weniger für allgemeine Newsseiten – sondern für Fachdiskussionen, Branchenberichte oder Produktvergleiche, weil diese „thematisch“ zum Suchanliegen der Nutzer:innen passen.
Man kann das so verstehen:
– Google (oder jede KI-Suchfunktion) schaut nicht nur auf die Worte, sondern auf den Kontext, in dem dein Name fällt.
– Glaubwürdige Plattformen übertragen einen Teil ihrer Reputation auf dich.
– Häufige, aber beiläufige Erwähnungen in nicht-relevanten Umgebungen bringen dagegen kaum etwas.
Ich mag den Begriff, den man in diesem Zusammenhang öfter hört: „Kontextuelle Autorität“. Nicht die bloße Präsenz zählt, sondern das Umfeld, in dem du wahrgenommen wirst.
Mentions ohne Link – früher nutzlos, heute Gold wert
Das Überraschende ist für viele SEOs, dass diese neuen Signale auch dann greifen, wenn die Erwähnung gar keinen Link enthält.
Ahrefs-Daten legen eine starke Korrelation – im Bereich von etwa 0,67 – zwischen der Anzahl von Markenerwähnungen und der Wahrscheinlichkeit nahe, in KI-generierten Suchausschnitten aufzutauchen.
0,67 klingt technisch, ist aber beachtlich stark: Das heißt, je stärker deine Marke im Netz „erzählt“ wird, desto öfter landet sie auch in Antworten, die von LLMs erzeugt werden.
Ich kann diesem Trend einiges abgewinnen, weil er SEO wieder menschlicher macht. Es geht nicht mehr um Tricks, sondern um Reputation und Relevanz.
Wie du strategisch Markenerwähnungen aufbaust
1. Analysiere, wo dein Umfeld gesprochen wird
Schau, auf welchen Portalen deine Mitbewerber genannt werden. Welche Seiten tauchen in KI-Ergebnissen zu deinem Thema häufig auf? Genau dort willst du auch hin. Es geht nicht um „Gastbeiträge um jeden Preis“, sondern um echte thematische Schnittmengen.
2. Nutze Öffentlichkeitsarbeit als SEO-Werkzeug
Klassische PR erlebt gerade ein Revival im digitalen Raum. Interviews, Meinungsartikel oder Zitate in Fachmedien sind keine „weichen“ Faktoren mehr – sie prägen, wie KI-Modelle deine Marke verstehen. Wenn du regelmäßig zu deinem Themenbereich zitiert wirst, liest die Maschine daraus fachliche Autorität.
3. Fördere Nutzer:innen-generierte Inhalte
Plattformen wie Reddit, Quora oder spezialisierte Foren sind Katalysatoren für Markenbekanntheit. Viele KI-Systeme greifen auf solche Quellen zurück, weil sie authentische, dialogische Inhalte enthalten. Wenn Nutzer:innen dich dort erwähnen oder deine Produkte diskutieren, hilfst du dem Algorithmus quasi dabei, dich als relevanten Akteur zu „lernen“.
4. Denke an Video-Formate
Ein oft übersehener Kanal sind YouTube-Transkripte. Da diese maschinenlesbar sind, werden sie häufig in Trainings- und Antwortsysteme einbezogen. Wenn du also in Webinaren, Podcasts oder Tutorials auftauchst, profitierst du doppelt – von der Sichtbarkeit und von der semantischen Auffindbarkeit deines Namens.
Topicalität – der unterschätzte Faktor
Es reicht nicht, bloß präsent zu sein; der thematische Zusammenhang ist entscheidend.
Wenn du ein Nachhaltigkeits-Startup führst, aber überwiegend in Diskussionen über Fintech vorkommst, versteht die KI dein Profil falsch. Modelle wie GPT ziehen Bedeutung aus der Wortnachbarschaft: welche Begriffe, Themen und Marken gemeinsam genannt werden.
Ich finde, das erinnert fast an Marktforschung – nur dass dein Publikum eine Maschine ist. Du kannst gezielt steuern, wie sie dich kontextualisiert, indem du Kooperationen und Auftritte in genau den Themenfeldern suchst, in denen du wahrgenommen werden willst.
Ein bisschen altes Handwerk hilft
Manchmal ist gute, alte Pressearbeit der einfachste Weg: persönliche Kontakte zu Journalist:innen, Fachartikel, Statements zu Branchentrends. Auch Gastbeiträge mit klarem Themenfokus.
Wenn du Einfluss nimmst, worüber die Leute schreiben, kannst du indirekt festlegen, in welchem Licht dich KI-Modelle sehen.
Tools, um Markenerwähnungen zu identifizieren
Moderne SEO-Plattformen erleichtern das, indem sie nicht nur Backlinks messen, sondern auch „unlinked mentions“ auswerten – also Erwähnungen ohne Link. Daraus lässt sich ableiten, welche Domains oft in Verbindung mit deinem Thema stehen.
Ahrefs hat mit dem „Brand Radar“-Tool interessante Ansätze geliefert. Es ermittelt, welche Websites und Seiten besonders häufig von KI-Systemen zitiert werden. Wenn du dort auftauchst, steigen deine Chancen erheblich, in generativen Suchergebnissen präsentiert zu werden.
Ich habe probeweise ähnliche Analysen durchgeführt und gemerkt, dass bestimmte Foren, Nachrichtenseiten und Branchenblogs unverhältnismäßig oft in KI-Antworten genannt sind – sie fungieren quasi als „Trainingsanker“.
Vom Backlink zur Erwähnung – der Paradigmenwechsel
Man könnte sagen, dass „Citations die neuen Backlinks“ sind.
Der Gedanke ist einfach: Ein maschinelles System muss nicht auf einen Link klicken, um zu verstehen, dass ein Name an Bedeutung gewinnt. Es reicht, wenn dieser Name in glaubwürdigen Kontexten wiederholt auftaucht. Das ist wie kollektive Mundpropaganda im digitalen Raum.
Für dich heißt das: Investiere weniger Energie in Linktauschprogramme oder generische Gastartikel. Konzentriere dich stattdessen auf Aufmerksamkeit in den richtigen Räumen.
Praktische Empfehlung aus meiner Sicht
– Starte ein Monitoring deiner Erwähnungen, auch ohne Link.
– Reagiere aktiv auf Diskurse, in denen dein Thema vorkommt.
– Baue Expertise auf, die andere gerne zitieren.
Klingt banal, ist aber genau das, worauf KI-Systeme trainiert werden: das Replizieren relevanter Expert:innenpunkte.
Warum das Ganze mehr als nur SEO ist
Diese Entwicklung verrät viel über die Zukunft digitaler Markenführung. In einer Welt, in der Suchen zunehmend KI-basiert generiert werden, verschwimmt die Grenze zwischen PR, Content und SEO.
Eine starke Marke wird nicht länger durch technische Optimierung sichtbar, sondern durch eine natürliche Präsenz in der öffentlichen Diskussion.
In meinen Augen ist das eine riesige Chance. Denn Authentizität, Fachkompetenz und Community-Arbeit sind plötzlich nicht mehr „weiche Faktoren“, sondern zentrale Rankingfaktoren eines neuen, intelligenten Webs.
Wenn du also künftig über dein Marketing nachdenkst, frage dich:
- In welchen Gesprächen über mein Thema kommt meine Marke vor?
- Wer zitiert mich – Menschen, Medien oder Maschinen?
- Erzählt das Bild da draußen dieselbe Geschichte, die ich erzählen möchte?
Bau darauf deine Strategie auf – denn KI-Sichtbarkeit beginnt nicht auf deiner Website, sondern überall da, wo andere über dich sprechen.
Fazit: Autorität wird zum semantischen Fundament
Die Daten deuten auf eine neue Realität: KI-Sichtbarkeit hängt an Markenreputation. Wer es schafft, organisch in vielen relevanten Quellen stattzufinden, bleibt auch im Zeitalter der KI im Gedächtnis – bei Menschen und Maschinen gleichermaßen.
Dieses neue Off-Page-SEO erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl und Konsistenz. Aber es bringt das Marketing wieder zu seinem Kern zurück: Beziehungen aufbauen, Vertrauen schaffen, Geschichten teilen.
Und ganz ehrlich – das fühlt sich ein Stück weit wie eine Rückkehr zu den Wurzeln an.