Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, was eigentlich die entscheidenden Faktoren für lokales Ranking bei Google sind. Viele gehen davon aus, dass es vor allem die Nähe eines Unternehmens zum Suchenden ist – und ja, Proximity, also die geographische Nähe, spielt nach wie vor eine enorme Rolle. Aber genau hier wird es spannend: Sobald du dich in die Top-Positionen vorkämpfen willst, verschieben sich die Einflussgrößen spürbar. Dann sind es Bewertungen – ihre Anzahl, aber auch die enthaltenen Schlüsselbegriffe – die den Unterschied machen können. Mit anderen Worten: Nähe bringt dich ins Spiel, aber deine Rezensionen können dir den Sieg bescheren.
Proximity – der Einstieg, aber nicht die ganze Geschichte
Aus Daten von über 3.000 Google Business Profiles ließ sich klar erkennen: im weiteren Feld (Plätze 1–21) erklärt Proximity knapp mehr als die Hälfte aller Ranking-Entscheidungen. Klingt zunächst logisch – Google möchte dem Nutzer die nächstgelegenen Anbieter zeigen. Doch wenn du genauer hinschaust, siehst du, dass dieses Gewicht mit steigender Sichtbarkeit abnimmt. Ab der Top-10 sinkt der Anteil deutlich, und hier gewinnen Bewertungen kontinuierlich an Bedeutung.
Aus meiner Sicht ist das ein wichtiger Hinweis. Nur auf den Standort zu setzen ist wie ein Fußballteam, das zwar immer antritt, aber nie trainiert, um besser zu spielen. Mit der Nähe allein bist du im Spiel, aber ob du wirklich nach ganz oben kommst, bestimmen andere Faktoren.
Bewertungen als Differenzierer
Spannend wird es, wenn man schaut, wie sich die Rollen verteilen: Im Top-10-Bereich geht der Einfluss von Nähe auf ungefähr ein Drittel zurück, während Bewertungen auf rund ein Viertel steigen – und noch wichtiger: die Relevanz der Wörter in den Rezensionstexten rückt mit bis zu 22 % Anteil nach vorne. Das heißt übersetzt: wenn deine Kundinnen und Kunden in ihren Rezensionen nicht nur schreiben „tolles Unternehmen“, sondern konkret Leistungen benennen wie „beste Zahnreinigung“ oder „schnelle Reparatur meines iPhones“, steigt deine Wahrscheinlichkeit, bei solchen Suchanfragen aufzutauchen.
Für mich war das anfangs fast überraschend. Ich hatte selbst immer gedacht, dass Google Bewertungen zwar zählt, aber eher oberflächlich. Mittlerweile erkennst du klar, wie stark Google die Inhalte semantisch versteht. Es reicht also nicht, viele Sterne zu haben – du musst auch dafür sorgen, dass dein Publikum inhaltlich relevante Begriffe in den Rezensionen verwendet.
Was du daraus mitnehmen kannst
Statt dich über deine Adresse zu grämen, solltest du aktiv an der Sprache deiner Rezensionen arbeiten. Formuliere deine Bitte nach Feedback so, dass sie deine Leistungen widerspiegelt. Ein Beispiel: Ein Zahnarzt könnte statt schlicht nach „Bewertung zu meinem Service“ zu fragen, gezielt darum bitten zu erwähnen, wenn es um Zahnaufhellung oder Implantate ging. Das wirkt natürlicher – und Google erkennt, wofür du relevant bist.
Branchenspezifische Unterschiede
Natürlich ist nicht jede Branche gleich. In den Daten sah man deutlich Unterschiede:
- Rechtsanwälte: Hier dominiert die Nähe stärker als in anderen Branchen. Menschen suchen meist jemanden in unmittelbarer Nähe, und Empfehlungen spielen zwar eine Rolle, aber Standortnähe bestimmt überdurchschnittlich viel.
- Beauty-Branche: Da ist es fast genau andersherum. Hier zählt Reputation – also viele und gute Rezensionen – enorm. In Städten, wo es an jeder Ecke einen Salon gibt, sind Bewertungen der Joker, um herauszustechen.
- Gastronomie: Bei Restaurants ist die Relevanz des Review-Textes sehr ausgeprägt. Wer nach „bestes Sushi in der Nähe“ sucht, landet bei den Lokalen, in deren Bewertungen „Sushi“ prominent vorkommt. Hier kannst du den Effekt praktisch in Echtzeit beobachten.
- Gesundheitswesen: Ärzte oder Praxen sind ein Mittelding: Patienten wollen Nähe, aber auch Vertrauen. Also Nähe und starke Rezensionen im Gleichgewicht.
Diese Branchenabhängigkeit macht deutlich, dass es nicht reicht, ein allgemeines SEO-Handbuch auswendig zu lernen. Du musst immer deine Zielgruppe und dein Wettbewerbsumfeld einbeziehen.
Praktische Herangehensweise
Aus eigener Arbeit kann ich dir Folgendes mitgeben:
- Betrachte Proximity als Basis – du kannst sie nicht ändern, außer du ziehst um. Aber sie ist nur der Boden, nicht das Dach.
- Denke an die Sprache in Rezensionen. Keine sterilen „Sehr zufrieden“-Texte, sondern binde deine Leistungen ein.
- Richte dein Business-Profil auf Keywords aus. Wenn dein Unternehmensname bereits in Suchintention passt („Tierarzt Düsseldorf Nord“), ist das ein Bonus, den Google gern berücksichtigt.
Und ehrlich gesagt: oft liegt es gar nicht an schwierigem SEO-Know-how, sondern an konsequenter Arbeit im Alltag. Frag deine Kunden nach Feedback, reagiere auf Rezensionen, pflege die Angaben in deinem Business-Profil – so simpel und so wirksam.
Ein Blick in die Zukunft
Was diese Analyse bestätigt, ist etwas, was viele erfahrene SEOs schon länger gefühlt haben: Die Nähe bringt dir Sichtbarkeit, aber die Inhalte von Bewertungen entscheiden über die Spitze. Das passt perfekt in Googles größere Entwicklung, Inhalte semantisch zu verstehen. Deine Sprache ist dein Rankingfaktor, nicht nur dein Standort.
Ob dieser Trend in den nächsten Jahren noch stärker wird? Ganz ehrlich: ich gehe davon aus. Mit den Fortschritten in KI und Sprachverstehen kann man kaum glauben, dass Google diesen Ball wieder fallen lässt. Wahrscheinlicher ist, dass die Gewichtung von Sprache in Rezensionen noch präziser gemessen wird und Feinheiten wie Tonalität oder Glaubwürdigkeit stärker einfließen werden.
Methodik und Vorsicht
Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung – auch die Forscher selbst betonen, dass wir Korrelationen betrachten, keine direkten kausalen Beweise. Proximity wurde hier über ein fixes Grid gemessen, was gewisse Verzerrungen beinhalten kann. Außerdem ist es nur eine Momentaufnahme. Suchalgorithmen verändern sich, und so eine Analyse ist nie für alle Zeiten gültig. Nimm es also als Richtung, nicht als Gesetzbuch.
Mein persönliches Fazit: Wenn du Rankings im lokalen Bereich verbessern willst, investiere in deine Reputation durch echte, aussagekräftige Rezensionen. Das scheint aktuell der Hebel zu sein, der dich vom Mittelfeld an die Spitze schiebt.