Seit einiger Zeit unterstützt Bing das HTML-Attribut data-nosnippet und schafft damit für Websitebetreiber endlich eine präzisere Kontrolle darüber, welche Inhalte in Such-Snippets und KI-generierten Antworten erscheinen. Das klingt zunächst technisch, hat aber konkrete Auswirkungen auf die Art, wie deine Seiten in den Suchergebnissen dargestellt werden – und damit auch auf das, was Nutzer überhaupt zu sehen bekommen, bevor sie klicken.
Warum das wichtig ist
Lass uns ehrlich sein: In einer Welt, in der sich KI-Systeme wie Bing Copilot und Google Gemini längst Inhalte aus Websites „ziehen“, willst du als Betreiber genau steuern können, was offen sichtbar ist und was nicht. Bisher war das ein bisschen wie mit einem riesigen Vorhang: Entweder alles sichtbar (index
) oder alles verdeckt (noindex
/nosnippet
).
Mit data-nosnippet bekommst du nun die Möglichkeit, diesen Vorhang stückweise zu öffnen oder zu schließen – einzelne Abschnitte erscheinen weiterhin im Index, aber eben nicht in den Vorschauen von Bing und dem integrierten Copilot.
Aus meiner Erfahrung ist das gerade für Seiten mit gemischtem Inhalt – also frei verfügbarem und geschütztem Content – enorm hilfreich. Man kann sensible oder kostenpflichtige Absätze ausblenden, ohne gleich die komplette Seite „unsichtbar“ zu machen. Der Rest bleibt wie gewohnt indexiert und kann ranken.
So funktioniert es
Das Prinzip ist simpel. Du fügst einer beliebigen HTML-Struktur – z. B. einem <div>
oder <p>
– das Attribut data-nosnippet
hinzu. Alles, was sich innerhalb dieses Elements befindet, erscheint dadurch nicht in Suchvorschauen oder KI-Zusammenfassungen.
Der Code sieht beispielsweise so aus:
<div data-nosnippet> <h3>Premium-Inhalt</h3> <p>Dieser Abschnitt wird in Bing-Vorschauen nicht angezeigt.</p> </div>
Das Schöne daran: Bing erkennt diese Kennzeichnung beim nächsten Crawl automatisch. Der betreffende Teil bleibt im HTML erhalten, wird aber bei der Snippet-Erstellung ignoriert. Trotzdem bleibt die gesamte Seite selbstverständlich indexierbar – du verlierst also kein Rankingpotenzial.
Schon ausprobiert?
Nach dem Einbau kannst du in den Bing Webmaster Tools eine Seitenprüfung durchführen, um zu kontrollieren, ob der Bereich korrekt erkannt wurde. Bei kleineren Projekten sehe ich die Änderung oft innerhalb weniger Stunden; je nach Crawl-Frequenz kann es aber auch ein paar Tage dauern.
Typische Einsatzgebiete
Microsoft nennt selbst einige klassische Szenarien, in denen data-nosnippet
besonders sinnvoll ist – und ich kann das aus der Praxis absolut bestätigen:
- Paywalls & Premiumbereiche: Inhalte, die nur für Abonnenten sichtbar sein sollen, bleiben geschützt, ohne dass du auf SEO-Wert verzichten musst.
- User-generated Content: Kommentare, Ratings oder Rezensionen enthalten oft unkontrollierte Formulierungen. Die möchte man selten in KI-Antworten wiederfinden.
- Rechtliche Hinweise: Datenschutz- oder Cookie-Texte in Snippets würden nur stören. Sie lassen sich mit dem Attribut gezielt ausblenden.
- Veraltete Informationen: Alte Aktionen, abgelaufene Rabatte oder Testvarianten kannst du so von der Vorschau fernhalten.
- Werbliche Hinweise: Wenn du Affiliate-Disclaimer oder Sponsorenabsätze hast, kannst du sie aus der neutralen Anzeige heraushalten.
Kurz gesagt: Du hast endlich die Möglichkeit, die „öffentliche“ Darstellung deiner Seite besser zu kuratieren, ohne strukturelle Kompromisse einzugehen.
Und das ist in Zeiten, in denen KI-Systeme große Textmengen in Sekunden interpretieren, Gold wert.
Abgrenzung zu anderen Befehlen
Falls du dich fragst, worin der Unterschied zu bekannten Robots- oder Meta-Tags liegt:
Während noindex
den gesamten Inhalt aus dem Index entfernt und nosnippet
sämtliche Vorschauen (einschließlich Bilder) unterbindet, geht data-nosnippet
feiner vor. Du arbeitest damit auf Abschnittsebene statt auf der ganzen Seite.
Auch Attribute wie max-snippet
oder max-image-preview
sind eher globale Einschränkungen – data-nosnippet
greift punktuell.
Ich finde das gerade für Publisher und Redaktionen spannend, die im Spannungsfeld zwischen Suchmaschinenoptimierung und Urheberrecht agieren. Auch für Agenturen, die White-Label-Inhalte hosten oder Mandantenmaterial schützen müssen, ist es eine elegante Lösung.
Beispiel aus der Praxis
Stell dir vor, du betreibst ein Online-Magazin mit Premium-Artikeln. Der Teaser soll in der Suchmaschine erscheinen, aber die eigentliche Analyse bleibt hinter der Bezahlschranke. Mit herkömmlichen Mitteln war das schwierig: Entweder du blockierst den Artikel komplett, oder du riskierst, dass Teile des exklusiven Inhalts in der Vorschau auftauchen.
Mit data-nosnippet markierst du einfach den Abschnitt, den nur zahlende Leser sehen sollen. Damit kannst du das Beste aus beiden Welten kombinieren – Sichtbarkeit und Schutz.
Unter der Haube von Copilot & Bing
Interessant ist auch, dass der Mechanismus nicht nur für klassische Such-Snippets gilt, sondern auch für KI-generierte Antworten, die Bing Copilot erstellt.
Wenn du also in Zukunft nicht willst, dass dein Text in zusammengefasster Form in einem KI-Chat erscheint, kannst du die betroffenen Passagen exakt ausschließen. So bleibst du Herr deiner Inhalte – zumindest innerhalb des Rahmens, den Bing einhält.
Natürlich garantiert das keine 100-prozentige Kontrolle (andere Modelle oder Crawler könnten abweichend handeln), aber es ist ein klarer Schritt in Richtung Transparenz und Fairness. Und ehrlich: Wer schon einmal erlebt hat, wie ein Chatbot wortwörtlich ganze Absätze reproduziert, weiß, wie wichtig so ein kleiner Parameter sein kann.
Was du dabei beachten solltest
Wie bei allen technischen Tags kommt es auf saubere Implementierung an.
Ein häufiger Fehler ist, data-nosnippet
auf Container zu setzen, die mehr beinhalten als beabsichtigt. Prüfe mit einem DOM-Viewer oder im Quelltext, dass deine Grenzen stimmen.
Auch CSS oder JavaScript haben keinen Einfluss auf die Funktionsweise – das Attribut wirkt unabhängig davon, ob ein Element sichtbar oder versteckt ist.
Suchmaschinen respektieren die Kennzeichnung nur, wenn sie korrekt geschrieben ist („data-nosnippet“, alles klein).
Auch darf sie nicht mehrfach auf derselben Hierarchieebene mit widersprüchlicher Struktur vorkommen – theoretisch überschattet der äußere Block den inneren.
Meine Einschätzung
Aus meiner Sicht ist das ein kleiner, aber bedeutender Schritt, um das Kräfteverhältnis zwischen Websitebetreibern und KI-Systemen etwas auszugleichen.
Gerade weil die Suchlandschaft durch generative Modelle immer unübersichtlicher wird, brauchst du Granularität bei der Inhaltskontrolle.
Mit diesem Attribut bekommst du sie – ohne große technische Umbauten, ohne API, direkt im HTML.
Natürlich gibt es auch Grenzen. Wer erwartet, dass data-nosnippet
vollständigen Schutz vor Textauszügen außerhalb von Bing bietet, wird enttäuscht sein. Aber für alle, die gezielt steuern wollen, was die Suchmaschine öffentlich anzeigt, ist es ein mächtiges Werkzeug.
Ein kleiner Ausblick
Ich kann mir gut vorstellen, dass Google mittelfristig etwas Ähnliches weiterentwickelt oder ausbaut. Dort ist die Unterstützung des Attributs bereits bekannt, aber diese klare Verbindung zu KI-Antworten steht noch am Anfang.
Wenn beide großen Anbieter das ernsthaft umsetzen, wird es für Content-Creator wesentlich leichter, redaktionell hochwertige Inhalte zu schützen und trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben.
Für dich als Seitenbetreiber bedeutet das: Überprüfe deine wichtigsten URLs, überlege, welche Textstellen nicht in automatisch generierten Zusammenfassungen auftauchen sollen, und füge das Attribut entsprechend hinzu.
Danach beobachte in den Webmaster-Tools und in der Bing-Vorschau (oder Copilot), ob das Verhalten deinen Erwartungen entspricht.
So simpel das klingt – solche kleinen Stellschrauben machen im Alltag oft den Unterschied. Zwischen einem losen Content-Fetzen im KI-Feed und einer gut kontrollierten Markenpräsenz liegen manchmal nur ein paar HTML-Zeilen.
Fazit
Bing gibt dir mit data-nosnippet ein Werkzeug an die Hand, das über reines SEO hinausgeht. Es ist ein Signal für den Wandel im Suchökosystem: weg von pauschaler Indexsteuerung, hin zu differenzierter Inhaltskontrolle – im Zeitalter der KI vielleicht genau das, was gefehlt hat.