Manchmal gibt es Begriffe, die auf den ersten Blick gut klingen, sich aber nie wirklich durchsetzen werden. Genau so verhält es sich mit der Abkürzung GEO, die für Generative Engine Optimization stehen soll. Die Idee dahinter ist zwar nachvollziehbar – Strategien für Suchmaschinen so anzupassen, dass sie mit KI-basierten Antwortsystemen funktionieren –, das Problem liegt aber im Namen selbst.
Das Thema sorgt in der SEO- und Marketing-Community bereits für Diskussionen. Während der Gedanke, sich mit generativen Systemen auseinanderzusetzen, absolut sinnvoll ist, ist der Begriff „GEO“ gleich aus mehreren Gründen zum Scheitern verurteilt. In dieser Zusammenfassung nehme ich dich Schritt für Schritt durch die wichtigsten Argumente und zeige dir, warum die Abkürzung falsch gewählt ist – und wie man es besser machen könnte.
Niemand wird „G-E-O“ sagen
Acronyme funktionieren nur, wenn sie leicht ausgesprochen werden können. „SEO“ spricht sich flüssig, „SaaS“ wird mühelos zu „Sass“. Doch bei GEO ist klar: Niemand buchstabiert im Gespräch „G-E-O“. Jeder spricht es wie das Wort „Geo“. Und genau hier beginnt das Problem.
„Geo“ ist seit Jahrtausenden fest belegt: Es kommt aus dem Griechischen und bedeutet Erde bzw. „grundlegend“. Von Geografie über Geologie bis hin zu Geopolitik – die Vorsilbe ist in Hunderten von Wörtern verankert. In der Tech-Welt ist sie schon lange Standard für Dinge wie Geotargeting, Geofencing oder Geotracking – alles eindeutig erd- oder ortsbezogen.
Es gibt keine Chance, diese gewachsene Bedeutung in ein paar Konferenzen oder Marketingartikeln umzudeuten. Jeder, der „Geo“ hört, denkt an geografische Aspekte, nicht an KI-Suchmaschinen.
Das Branding-Problem – Worte haben Bedeutung
Sprachlich lässt sich Bedeutung nicht einfach umschreiben. Selbst wenn du versuchst, GEO mit einer neuen Definition zu versehen, werden Menschen zunächst an etwas anderes denken. Im besten Fall überlegen sie zweimal und erkennen im Kontext, dass es sich hier um eine SEO-Variante handelt. Aber damit forderst du dein Publikum auf, eine kognitive Extraleistung zu erbringen – und genau das verhindert Verbreitung.
Denk an ein simples Beispiel: Man könnte SEO theoretisch „FBI“ nennen und behaupten, es stünde für „For Better Indexing“. Aber jeder weiß, FBI ist das „Federal Bureau of Investigation“. Niemand würde den Begriff anders akzeptieren. Das Gleiche gilt für GEO: Ein Begriff mit jahrtausendealter Belastung lässt sich nicht einfach neu erfinden.
Das SEO-Problem – Konkurrenz gegen fest verankerte Bedeutung
Auch aus reiner SEO-Perspektive ist GEO untauglich. Google rankt Inhalte auf Basis von Autorität, Relevanz und Backlinks. Das Wort „Geo“ hat Millionen Verknüpfungen und jahrzehntelange Nutzung in geografischem Kontext. Es wird unmöglich sein, mit einem neuen, künstlichen Bedeutungsversuch dagegen anzukommen.
Hinzu kommt: KI-Modelle, die auf riesigen Textkorpora trainiert wurden, verstehen „Geo“ bereits eindeutig als erdbezogen. Egal, wie viel du schreibst: Du wirst die Grammatik und Bedeutung, die seit tausenden Jahren gilt, nicht überschreiben. Damit kämpfst du nicht nur gegen Google – du kämpfst gegen den gesamten Sprachgebrauch.
Acronym-Suppe – warum solche Ideen immer scheitern
Das „Hijacken“ bestehender Akronyme hat noch nie funktioniert. Damit ein Kürzel eine Chance hat, muss es eindeutig sein, leicht zu verstehen und gut aussprechbar. Wenn das nicht der Fall ist, ergibt sich nur Verwirrung. Am Ende setzt sich kein Begriff durch und die Branche spricht von „Acronym-Suppe“ – einem Wust aus unausgereiften Ideen, die keiner benutzt.
Humorvolle Fehlschläge
Um zu verdeutlichen, wie absurd die Suche nach Akronymen werden kann, lohnt sich ein Blick auf einige humorvolle Vorschläge: FBI („For Better Indexing“), CEO („Crawl Efficiency Orchestration“) oder GPS („Generative Prompt Sequencing“). Klingt lustig, ist aber praktisch völlig unbrauchbar. Solche Abkürzungen schaffen nur Verwirrung und zerstören Glaubwürdigkeit.
Was wirklich funktioniert beim Namenfinden
1. Einzigartigkeit
Wähle etwas, das neu und unverbraucht ist. Wenn es schon hundertfach im Umlauf ist, hat es gegen die bestehende Bedeutung keine Chance.
2. Aussprechbarkeit
Kurze, klare Worte setzen sich durch. SEO ist einprägsam, SaaS ist sprechbar. Genau so sollte auch ein neuer Begriff daherkommen.
3. Autorität
Abkürzungen wie E-E-A-T haben deshalb so viel Erfolg, weil Google selbst sie eingeführt und gestützt hat. Ohne diesen Rückhalt wird es schwierig sein, ein Akronym langfristig zu verankern.
4. Vorrecherche
Bevor man ein neues Kürzel prägt, sollten die Suchergebnisse überprüft werden. Wenn die ersten drei Seiten komplett von einem anderen Thema dominiert sind, ist das Akronym ungeeignet. Sonst kämpfst du gegen eine Wand.
Das Fazit: Bitte hör auf, GEO durchsetzen zu wollen
Als Konzept ist Generative Engine Optimization sinnvoll. Aber als Kürzel ist GEO unrettbar verbrannt. Es scheitert auf sprachlicher Ebene, an der Geschichte des Wortes und an den technischen Realitäten im SEO wie auch in der KI.
Wenn du wirklich einen neuen Begriff etablieren willst, brauchst du ein Wort, das frei und unbelastet ist. GEO hingegen führt nur zu Missverständnissen, schwächt die Akzeptanz in der Community und mindert die Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Letztlich sabotierst du damit dein eigenes Vorhaben – und erzeugst statt Klarheit einen Begriff, den keiner ernst nimmt.
Kurz gesagt: Hör auf, GEO durchsetzen zu wollen. Es wird nicht funktionieren.