Wer in der lokalen Suche sichtbar bleiben will, kann sich nicht mehr auf alte Strategien verlassen. Früher reichte es, einfach auf Google Maps gefunden zu werden – ein gepflegtes Google Business Profile, ein paar nette Bewertungen, und schon kamen die Kunden. Doch heute wird „gefunden werden“ schnell zur Fußnote, während „ausgewählt werden“ zur neuen Währung der Sichtbarkeit geworden ist.
Mit dem Aufstieg von ChatGPT, Gemini oder Perplexity werden Suchanfragen anders beantwortet: KI-Systeme liefern keine Listen mehr, sondern fertige Zusammenfassungen – oft, ohne dass Nutzer überhaupt weiterklicken. Wenn dein Unternehmen in diesen Antworten nicht vorkommt, existierst du für viele Menschen praktisch gar nicht mehr.
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Warum KI-Suche alles verändert
Suchmaschinen sind nicht mehr bloß Suchmaschinen, sie sind **Entscheidungsmaschinen** geworden. Untersuchungen zeigen, dass nur noch rund acht Prozent der Nutzer auf klassische Links klicken, sobald eine KI-Zusammenfassung angezeigt wird. In diesen Momenten entscheidet ein Algorithmus, welche Marke als vertrauenswürdig genug gilt, um erwähnt zu werden.
Diese Entscheidung basiert im Grunde auf zwei großen Signalarten:
- Autoritätssignale: Vollständigkeit, Genauigkeit und Konsistenz deiner Einträge auf Plattformen und Verzeichnissen.
- Engagementsignale: Bewertungen, Antworten auf Rezensionen, Q&A-Aktivitäten, aktuelle Inhalte.
Wenn also Telefonnummern nicht stimmen, Öffnungszeiten abweichen oder alte Websites verlinkt sind, schneidet die KI dich aus ihrem Antwortfeld heraus. Und da über 80 Prozent der Menschen Suchmaschinen zur lokalen Orientierung verwenden, ist das fatal.
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Was falsche oder schlampige Einträge anrichten
Viele Unternehmer unterschätzen, wie sehr unpräzise Daten Vertrauen zerstören. Studien belegen: Rund **80 % der Verbraucher verlieren Vertrauen**, wenn sie auf falsche Informationen stoßen – falsche Öffnungszeiten, doppelte Profile, veraltete Fotos.
So banal das klingen mag: Ein nicht aktualisierter Feiertagsplan kann ohne Weiteres dazu führen, dass jemand vor verschlossenen Türen steht. Und dieser jemand erzählt es weiter – online und offline.
Ich erinnere mich an eine Kundin, Marketingleiterin bei einer Einzelhandelskette mit über 150 Filialen. Ihr Team aktualisierte Öffnungszeiten manuell, kämpfte mit doppelten Google Profileinträgen und verlor unzählige Stunden. In der Zwischenzeit bemerkte Google „Unstimmigkeiten“ und reduzierte die Sichtbarkeit. Das Ergebnis: weniger Anrufe, weniger Laufkundschaft – und sinkendes Vertrauen.
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Verbrauchererwartung: null Toleranz für Fehler
Konsumenten gleichen heute jede Information quer. Wenn deine Website „bis 19 Uhr geöffnet“ sagt, aber Google „bis 20 Uhr“, wird das sofort als unzuverlässig wahrgenommen.
Darum funktionieren Bewertungen nur dann, wenn sie mit sauberen Daten harmonieren. 99 % der Nutzer lesen Rezensionen, bevor sie sich entscheiden; fast 70 % bevorzugen dabei aktuelle Bewertungen. Wer also fünf Sterne von 2019 hat, aber eine falsche Telefonnummer – der verliert.
Vertrauen entsteht, wenn alles zusammenpasst: Daten, Reviews und sichtbare Aktivität.
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Der messbare Nutzen korrekter Einträge
Zahlreiche Fälle zeigen, dass präzises Listings-Management nicht nur Vertrauen schafft, sondern messbar Umsatz bringt:
- Eine große Gesundheitsorganisation sparte **über 130 Arbeitsstunden pro Monat** und **senkte Kosten um 21 000 Dollar jährlich**, nachdem sie Einträge automatisiert hatte – bei gleichzeitig besserer Sichtbarkeit.
- Eine Reisemarke steigerte durch konsistente globale Listings ihre Google-Reichweite um **200 %** und erhielt **30-mal mehr Social Engagement**.
- Eine Einzelhandelskette verbesserte ihre Vollständigkeit in Google Profiles und erzielte daraus **31 % mehr Umsatz**, direkt auf lokale SEO-Maßnahmen zurückführbar.
Das zeigt ziemlich klar: Präzision ist Profit.
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Wie du deine Kunden jetzt auf die KI-Ära vorbereitest
Ich habe in Projekten immer wieder erlebt, dass Agenturen zu spät reagieren, weil sie glauben, „es lief ja bisher“. Doch KI-Suche entwickelt sich rasend. Hier ein Leitfaden, wie du proaktiv werden kannst:
1. Audit durchführen: Genauigkeit und Konsistenz prüfen
Mach eine vollständige Bestandsaufnahme aller Einträge. Kontrolliere Name, Adresse, Telefonnummer, Öffnungszeiten, Kategorien, Website-Links – nicht nur bei Google, sondern auch bei Yelp, Apple, Bing, Branchenverzeichnissen. Jeder kleine Widerspruch ist ein Störsignal für Maschinen und Menschen.
Selbst wenn sich scheinbar nichts geändert hat: Jahreszeiten, Lieferservices, Feiertage – alles wandelt sich. Kunden erwarten Echtzeitdaten.
2. Doppelte Profile entfernen
Duplikate sind tückisch. Sie lassen den Algorithmus rätseln, welches Profil „echt“ ist, und spalten Reviews. Google löscht oder sperrt solche Einträge zunehmend. Schon 6 % aller Business-Profile werden vierteljährlich wegen Fehlinformationen markiert. Deshalb: Duplikate identifizieren, zusammenführen oder löschen – am besten direkt an der Quelle.
3. Interaktion fördern
Einträge leben von Aktivität. Reagiere auf jede Bewertung, selbst auf neutrale. Besonders negative Kommentare sind eine Chance: Fast drei Viertel der Kunden geben einem Unternehmen eine zweite Chance, wenn es angemessen antwortet.
Die Kunst liegt im Ton. Keine Floskeln, keine vorgefertigten Textbausteine, sondern authentische Antworten – das wertet Google als Glaubwürdigkeitssignal.
4. Inhalte für KI lesbar machen
KI-Systeme bevorzugen klar strukturierte, informationsreiche Texte. FAQs, Servicebeschreibungen oder Seiten mit typischen Kundenfragen werden bevorzugt „gelesen“. Strukturierte Daten (Schema-Markup) helfen dabei, dass Maschinen verstehen, was dein Unternehmen bietet.
Ein Beispiel: Statt nur „Wir reparieren Fahrräder“ schreibe besser „Wir reparieren City-, E‑ und Rennräder innerhalb von 24 Stunden in Berlin-Mitte“. So versteht die KI, wie lokal und spezifisch du bist.
5. Automatisierung einführen
Bei mehr als drei Standorten wird manuell pflegen schnell zur Sisyphusarbeit. Tools oder zentrale Dashboards synchronisieren Daten in Dutzende Verzeichnisse gleichzeitig, gleichen Änderungen ab und melden Unregelmäßigkeiten. Ich hab erlebt, wie dadurch nicht nur Fehler verschwanden, sondern auch ganze Teams Zeit gewannen, um strategisch zu denken, statt Tabellen zu pflegen.
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Agenturen als Wegweiser im KI-Dschungel
Viele Unternehmen merken gar nicht, dass KI-Suche sie bereits bewertet. Genau hier wird deine Rolle als Agentur wertvoll: **Vom reaktiven Dienstleister zum strategischen Partner.**
Wenn du deinen Kunden erklärst, dass gepflegte Einträge der Rohstoff sind, aus dem KI-Systeme ihre Antworten basteln, verstehen sie plötzlich, warum diese Arbeit so wichtig ist. Es geht nicht mehr um „SEO-Feinschliff“, sondern um **digitale Existenzsicherung**.
Marken, die heute ihre Daten bereinigen, sichern damit künftige Sichtbarkeit – nicht nur auf Google, sondern in jedem KI-basierten Assistenten. Je strukturierter und verlässlicher die Informationen, desto größer die Chance, automatisch zitiert oder empfohlen zu werden.
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Jetzt handeln – nicht später
Lokale Sichtbarkeit wird gerade neu geschrieben, und der Takt gibt die KI vor. Wer wartet, bis die Konkurrenz optimiert hat, braucht doppelt so viel Aufwand, um aufzuholen.
Darum mein Fazit:
- Prüfe und vereinheitliche alle Einträge.
- Eliminiere doppelte Profile.
- Antworte aktiv auf Bewertungen.
- Erstelle strukturierte, verständliche Inhalte.
- Automatisiere, wo immer möglich.
Mein persönlicher Eindruck nach Jahren in der SEO-Branche: Wer diese Grundlagen konsequent umsetzt, wird nicht nur von Google belohnt, sondern zunehmend auch von KI-Systemen anerkannt, die Millionen kleiner lokaler Entscheidungen beeinflussen.
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Zum Abschluss
Künstliche Intelligenz verändert Suchverhalten radikal – aber sie belohnt Verlässlichkeit. Wenn du dafür sorgst, dass dein Unternehmen oder das deiner Kunden **präzise, konsistent und aktiv** auftritt, bist du für die neue Suchwelt gerüstet.
Vielleicht klingt es etwas pathetisch, aber: In der KI‑Ära gewinnt nicht der Lauteste, sondern der Vertrauenswürdigste.
Und Vertrauen beginnt – ganz banal – mit korrekten Daten.