KI Agenten beseitigen Klicks: Das Ende klassischer Websites

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Wenn du dich an die ersten Jahre des Internets erinnerst, dann weißt du vielleicht noch, wie eingeschränkt die Möglichkeiten damals waren. Surfen im eigentlichen Sinne gab es kaum. Heute stehen wir – vielleicht zum Erstaunen vieler – an einem ähnlichen Wendepunkt. Nur dass die Rolle von „Webseiten“ durch Agenten übernommen wird: Systeme, die Aufgaben erledigen, statt dir nur Informationen zu präsentieren. Und dieser Wandel ist kein ferner Zukunftstraum mehr. Es passiert jetzt.

Vom offenen Netz zum geschlossenen Garten

In den 90ern war AOL für viele gleichbedeutend mit „dem Internet“. Man suchte nicht frei über das Web, sondern navigierte über Schlüsselwörter. Die große Befreiung kam, als der offene Webzugang über Browser und Suchmaschinen die Mauern niedergerissen hat. Plötzlich waren Domains mehr wert als Telefonnummern; eine klare .com-Adresse war ein Zeichen von Seriosität.

Jetzt sehen wir ein Déjà-vu. Nur ersetzt kein AOL-Keyword den Weg, sondern dein gesprochener oder geschriebener Wunsch: „Buche mir ein Hotel“, „Bestelle Sushi“ oder „Finde einen Zahnarzt in der Nähe“. Der Agent erledigt den Rest. Webseiten existieren zwar noch, aber sie verlieren zunehmend ihre Funktion als vorderste Anlaufstelle.

Die neue Rolle von Agenten

Agentische Systeme (also KI-Agenten, die in der Lage sind, Aufgaben vollständig umzusetzen) wachsen rasant. Prognosen sprechen von einem Marktvolumen im dreistelligen Milliardenbereich innerhalb weniger Jahre. Sie sind nicht bloß nette Chatbots, sondern digitale Assistenten, die Flüge buchen, Kleidung bestellen oder Meetings organisieren – alles ohne, dass du eine klassische Website je siehst.

Die eigentliche Verschiebung liegt darin, dass der Klick entfällt. Früher hast du Suchergebnisse durchforstet, dich für eine Seite entschieden, navigiert und schließlich gekauft. Heute genügt die Absicht – und der Agent liefert fix und fertig. Das ist eine radikale Beschleunigung, aber es entzieht den Webseiten ihren langjährigen Stellenwert.

Beispiele aus der Praxis

In China gibt es mit WeChat längst einen Vorgeschmack. Dort läuft fast alles über sogenannte Mini-Programme. Millionen von Unternehmen wickeln Bestellungen, Bezahlungen, Tickets oder Kundenservice direkt innerhalb dieser App ab. Viele Firmen betreiben nur noch Alibi-Websites, weil das eigentliche Geschäft über WeChat läuft. Man verlässt die Oberfläche also gar nicht mehr.

Etwas Ähnliches beobachten wir hierzulande bei Instagram Checkout, TikTok Shopping oder Uber-Integrationen. Käufer bleiben in der App, während die eigentliche Website im Hintergrund nur noch Datenschleuse ist. Genau diese Entwicklung ist es, die den klassischen Stellenwert von Domains infrage stellt.

Das Sterben der offenen Klickkultur

Mehrere Studien zeigen inzwischen eindeutig: wenn Suchmaschinen KI-Zusammenfassungen anzeigen, sinkt die Klickrate massiv. Statt 15 Prozent klicken nur noch rund 8 Prozent der Nutzer auf Links. Das bedeutet: Die offene Web-Ökonomie, die von Klicks und Anzeigen lebt, schrumpft. Verlage verlieren Reichweite, Werbegelder wandern ab, und das offene Netz verliert seine Schwerkraft.

Websites als „Leitungen“

Heißt das, Webseiten verschwinden? Nein. Aber ihre Rolle verändert sich: Sie werden eher zu Infrastruktur – Rohre, durch die Daten fließen. Statt glänzender Landingpages zählt künftig die Struktur der Inhalte, damit Agenten sie effizient abrufen können. Schema.org-Markups, API-Schnittstellen und maschinenlesbare Zertifikate gewinnen an Gewicht.

Wenn ich ehrlich bin, erinnert mich das stark an technische SEO vor zehn Jahren: Wer hart an sauberen Datenstrukturen gearbeitet hat, war zwar unsichtbar für den Endnutzer, aber entscheidend für Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Genau so wird es sich mit Agenten fortsetzen. Sichtbarkeit wird nicht mehr durch hübsches Webdesign, sondern durch maschinenvalidierte Autorität geschaffen.

Der Verlust des direkten Kundenkontakts

Eine der größten Gefahren ist, dass Kundenbeziehungen nicht mehr bei dir landen, sondern beim Agenten. Wenn du heute bei Amazon etwas kaufst, erinnerst du dich oft nicht an den Händler – nur an Amazon. Dasselbe Risiko droht in der Agentenwelt: Der Agent erledigt alles, aber deine Marke verschwindet im Hintergrund. Kundenloyalität könnte sich zunehmend auf „den Assistenten“ richten, nicht auf dich.

Strategische Anpassungen

Was bedeutet das für dich, wenn du eine Marke oder ein Unternehmen führst? Du musst dich von der Vorstellung verabschieden, dass eine schicke URL allein Sichtbarkeit garantiert. Premium-Domains, die einst teures Statussymbol waren, verlieren an Wert. Es ist ein bisschen so wie bei gedruckten Enzyklopädien: Früher Prestigeobjekt, heute Ramsch im Antiquariat, weil Wikipedia den Wert schlicht pulverisiert hat.

Die entscheidende Frage lautet nun: Wie stellst du sicher, dass Agenten deine Daten nutzen?
Das heißt konkret:

  • Säubere und strukturiere Produktdaten & Preise.
  • Nutze maschinenlesbare Formate, damit KI deine Informationen versteht.
  • Setze auf Inhalte, die Vertrauen stiften: Nutzerbewertungen, transparente Verfügbarkeit, geprüfte Quellen.
  • Denke an Partnerschaften und API-Integrationen, die deine Marke direkt in Agentensysteme einspeisen.

Neue Messmethoden

Ein oft übersehener Punkt: klassische Analytics brechen weg. Wenn Nutzer nie mehr auf deiner Seite landen, sie aber trotzdem bei dir kaufen – woher weißt du, was funktioniert? Neue Kennzahlen werden bedeutsam: Wirst du von Agenten zitiert? Wie oft greifen sie auf deine Daten zurück? Wie sichtbar ist dein Brand-Namen in den Antwortsystemen? Ohne neue Methoden zur Erfolgsmessung fliegst du im Blindflug.

Chancen und Risiken

Natürlich klingt das nach Bedrohung. Geschlossene Systeme verstärken Abhängigkeiten, Marken verlieren Eigenständigkeit. Zugleich steckt darin aber auch eine große Chance: Wer sich früh anpasst, wird Teil des Agentenflusses – und verschafft sich Vorteile. Content bleibt König, nur wird er vom König des „Lesens“ zum König des „Gefüttertwerdens“. Wer relevanten, strukturierten Inhalt bereitstellt, wird in Zukunft auch von KI-Agenten berücksichtigt.

Meiner Meinung nach ist es ein Fehler, gegen diese Entwicklung anzukämpfen. Viel sinnvoller ist es, den Spieß umzudrehen und zu fragen: Welche Rohre brauche ich, damit der Datenstrom meiner Marke nicht versiegt?

Fazit

Webseiten verschwinden nicht. Aber sie verlieren ihren Platz als erste Ebene der Sichtbarkeit. Stattdessen treten Agenten auf, die Interaktionen übernehmen. Marken, die weiterhin nur auf schöne Oberflächen setzen, werden unsichtbar. Marken, die lernen, Daten so zu strukturieren, dass Maschinen sie vertrauensvoll weitergeben, werden auch in dieser neuen Welt gedeihen.
Die Wahl liegt also nicht zwischen Website oder Agent – sondern zwischen Deko und Infrastruktur. Und ich würde dir raten: investiere lieber in die Rohre, die künftig den Fluss bestimmen.

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Tom Brigl, Dipl. Betrw.

Ich bin SEO-, E-Commerce- und Online-Marketing-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung – direkt aus München.
In meinem Blog teile ich praxisnahe Strategien, konkrete Tipps und fundiertes Wissen, das sowohl Einsteigern als auch Profis weiterhilft.
Mein Stil: klar, strukturiert und verständlich – mit einem Schuss Humor. Wenn du Sichtbarkeit und Erfolg im Web suchst, bist du hier genau richtig.

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