Erfolg beim Linkbuilding hängt selten nur von den technischen Faktoren ab. Oft geht es vielmehr darum, Skepsis zu überwinden und eine echte Verbindung zu den Menschen hinter den Websites aufzubauen, von denen du eine Erwähnung oder einen Backlink wünschst. Diese Verbindung kann durch Gemeinsamkeiten, Hilfsbereitschaft oder einfach durch ein Gefühl der Sympathie entstehen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass zwei Konzepte immer wieder den Unterschied machen: Goodwill – also ehrliche, wohlwollende Interaktion – und soziale Affinität – die emotionale Nähe durch geteilte Werte oder Interessen.
Misstrauen verstehen und gezielt abbauen
Wenn du dich an Organisationen, Vereine oder Fachseiten wendest, kennst du das sicher: Viele sind erst einmal skeptisch. Besonders dann, wenn deine Seite kommerziell wirkt. Ich erinnere mich an eine Kampagne, bei der ich mehrfach Anfragen an gemeinnützige Organisationen gestellt hatte. Obwohl die Website meines Kunden völlig werbefrei war, lehnten viele ab – einfach, weil „kommerziell“ für sie ein Warnsignal war.
Statt weiter gegen diese Wand zu rennen, beschloss ich, anders vorzugehen. Ich bot Beiträge für ihre Newsletter oder Online-Magazine an – und plötzlich ging es voran. Obwohl sie keinen Link setzen wollten, waren sie offen für Brand Mentions, also namentliche Erwähnungen. Diese hatten einen erstaunlichen Nebeneffekt: Die Marke des Kunden wurde in ihrer Zielgruppe sichtbar, oft genau dort, wo potenzielle Kunden waren. So lernte ich, dass digitale Reputation nicht immer über Links aufgebaut werden muss, sondern über Wohlwollen und Vertrauen.
Goodwill: Was wir von „Broken Link Building“ lernen können
Einer der ältesten Trickkisten im SEO ist die Broken-Link-Strategie: Du findest auf einer Seite defekte Links und schlägst dem Betreiber Alternativen vor – im besten Fall natürlich deinen Inhalt. Klassisch, aber effektiv. Doch der wahre Grund, warum das funktioniert, liegt tiefer. Es geht gar nicht um den defekten Link – es geht um Hilfsbereitschaft.
Wenn du jemandem hilfst, einen Fehler zu beheben, erzeugst du eine kleine, aber reale Form von Dankbarkeit. Menschen spüren das. Dieses Gefühl, dass da jemand „nett“ ist, öffnet Türen. Und genau hier entsteht Goodwill – das menschliche Gegenstück zu Vertrauen im digitalen Raum.
Ich finde, man sollte die Taktik gar nicht „Broken Link Outreach“ nennen, sondern eher „Goodwill Outreach“. Denn das Prinzip lässt sich auf fast alles anwenden:
- Hinweise auf Rechtschreibfehler oder kaputten Code
- Den Hinweis, dass eine Seite gehackt wurde oder Spam-Kommentare enthält
- Das Entdecken einer veralteten CMS-Version, die eventuell ein Sicherheitsrisiko darstellt
Du schickst also keine anonyme Pitch-Mail, sondern hilfst. Das ist menschlich – und genau das merken die Empfänger. Oft entstehen daraus Gespräche, Empfehlungen oder eben ein Link. Wichtig ist, nicht sklavisch der Vorlage zu folgen, sondern flexibel zu handeln. Wer skaliert oder das Ganze outsourct, verliert diese Flexibilität – und damit genau den menschlichen Faktor, der Vertrauen aufbaut.
Hilfreich sein heißt sichtbar bleiben
Um die Logik ehrlich zu Ende zu denken: Wenn du regelmäßig auf solche Gelegenheiten achtest, wirst du feststellen, dass sich viele „Non-Link-Chancen“ in Brand-Mentions verwandeln lassen. Ein Beispiel: Du entdeckst, dass eine Organisation eine Ressourcen-Seite oder ein Magazin mit hoher Reichweite betreibt. Statt nach einem Link zu fragen, könntest du anbieten, einen nützlichen Beitrag oder eine Infografik beizusteuern. Selbst wenn kein Hyperlink folgt – du wirst sichtbar, relevant und vertrauenswürdig.
Diese kleinen Gesten schaffen auf Dauer mehr als eine handvoll willkürlicher Links.
Soziale Affinität: Nähe schafft Vertrauen
Menschen ticken tribal – sie fühlen sich wohler bei anderen, die ihnen ähnlich erscheinen. Genau das ist der Kern von sozialer Affinität. Wenn du Werte, Interessen oder regionale Gemeinsamkeiten zeigst, kann das die Skepsis deines Gegenübers enorm reduzieren. Ein „wir gehören zur gleichen Welt“ erleichtert Entscheidungen – selbst im Linkbuilding.
Das kann so banal sein wie ein Logo oder eine Mitgliedschaft in einer Branche oder einem Verband. Auch der Hinweis auf gemeinsame Publikationen („Ich hatte kürzlich einen Artikel im Schwesterverband eures Chapters veröffentlicht“) funktioniert wunderbar. Du trittst dadurch automatisch als „Insider“ und nicht als fremder Pitcher auf.
Die Rolle des Outreach-Personas
In der Praxis lohnt es sich, eine Outreach-Persona zu definieren – eine Art „Maske“, die deinen Ton und deine Haltung bestimmt. Sie soll nicht unehrlich sein, aber gezielt Vertrautheit schaffen. Ich habe beobachtet, dass geografische Nähe eine erstaunliche Wirkung hat. Eine Anfrage von einer Domain mit einem regional passenden Namen („…-bayern.de“ an einen bayerischen Verein) wurde in meinen Tests überdurchschnittlich oft positiv beantwortet. Menschen lassen sich schlicht eher auf etwas ein, das „aus ihrer Gegend“ kommt.
Ähnlich ist es mit thematischer Nähe: Wenn deine Persona dieselben Hobbys oder denselben beruflichen Hintergrund hat wie der Webmaster oder Redakteur, schließt sich die Vertrauenslücke beinahe automatisch. Das ist ein psychologischer Reflex – „Ah, der ist einer von uns!“ – und plötzlich wird aus einer kühlen Anfrage ein persönlicher Austausch.
Der Einfluss sozialer Signale
Wenn du in deiner E-Mail oder auf deiner Website subtile Signale deiner sozialen Zugehörigkeit platzierst, wirkt das. Beispiel: Wenn du dich an Organisationen aus dem Outdoor-Bereich richtest, erwähne, dass du den Umweltschutz unterstützt oder Mitglied bei einer Naturschutzgruppe bist. Das ist kein Bluff – es ist eine Form von Vertrauensbrücke. Diese sozialen Hinweise helfen, dass dein Gegenüber dich als glaubwürdig und „einen der Guten“ wahrnimmt.
Warum Skalierung oft Vertrauen zerstört
Ich sehe häufig, dass Agenturen oder SEOs auf Masse setzen: Tausende E-Mails, automatisierte Outreach-Tools, riesige Excel-Tabellen. Das Problem: Skalierung und Authentizität sind Gegensätze. Wenn du viele Leute anschreibst, verlierst du zwangsläufig das Gespür für Nuancen. Doch genau diese Nuancen – ein ehrlicher Satz, eine regionale Verbindung, der Hauch einer gemeinsamen Haltung – machen den Unterschied.
Ich habe Kampagnen gesehen, die mit weniger als hundert sorgfältig gewählten Kontakten mehr hochwertige Links generierten als andere mit zehntausend automatischen Mails. Wenn du Wert auf Goodwill und soziale Affinität legst, musst du dir Zeit nehmen, die Menschen zu verstehen, die du kontaktierst. Recherche ist Beziehungspflege – und genau dieser Aufwand zahlt sich langfristig aus.
Linkbuilding ohne Zwang: die Mischung aus Empathie und Strategie
Ich glaube, die Zukunft des Linkbuildings liegt weniger im Taktischen als im Zwischenmenschlichen. Sicher, Tools und Daten sind wichtig. Aber letztlich geht es um Sprache, Ton, Authentizität. Eine E-Mail, die sich anfühlt wie ein Dialog und nicht wie ein Pitch, funktioniert besser. Wenn du zusätzlich auf Gemeinsamkeiten hinweist, hilfsbereit bist und dich ehrlich für das Projekt deines Gegenübers interessierst, baust du eine Beziehung auf, nicht nur einen Link.
Und das Schönste daran: Diese Beziehungen zahlen sich doppelt aus. Sie bringen nicht nur Erwähnungen, sondern auch Partnerschaften, Interviews, Empfehlungen – kurz: echte Verbindungen.
Ein kleiner Praxisleitfaden
- Recherchiere gründlich – finde heraus, wer wirklich hinter einer Seite steht, wofür sie brennt.
- Analysiere Gemeinsamkeiten – geografie, Zielgruppe, Organisationen, Events.
- Suche Goodwill-Momente – technische Hinweise, kleine Hilfen, Korrekturen.
- Formuliere menschlich – keine Vertriebs-Phrasen, sondern ernst gemeinte Gespräche.
- Verabschiede dich von der Jagd nach Masse – wenige, echte Kontakte sind mehr wert.
Fazit: Zwischen Technik und Menschlichkeit
Effektives Linkbuilding ist heute mehr Beziehungspflege als Suchmaschinenoptimierung. Ganz gleich, ob du einen Link, eine Citation oder nur eine Erwähnung bekommst – der Weg dorthin führt über Vertrauen. Und Vertrauen wächst durch Hilfsbereitschaft und geteilte Werte.
Wenn du lernst, Menschen nicht als „Targets“, sondern als Partner zu sehen, verschwindet das Misstrauen meist von selbst. Vielleicht wirst du dann auch merken, dass die besten Links immer dort entstehen, wo kein Link geplant war – sondern ein ehrlicher Dialog.