Linkbuilding war schon immer ein zweischneidiges Schwert – einerseits ein entscheidendes Mittel, um Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu gewinnen, andererseits ein Bereich voller Grauzonen, Manipulationsversuche und Risiken. Viele SEOs wissen, wie verlockend es ist, einfach den Geldbeutel zu zücken, wenn ein Betreiber eines Blogs oder Online-Magazins eine Gegenleistung fordert. Doch genau an dieser Stelle setzt die Idee des „Quid Pro No“ an – einer Haltung, die auf Fairness, Überzeugungskraft und langfristige Reputation zielt, statt auf schnelle Deals.
Warum „Geld gegen Link“ meist ein schlechtes Zeichen ist
Wenn dich jemand direkt um Geld bittet, um einen Link zu platzieren, leuchtet eigentlich sofort ein Warnsignal. Ein solches Angebot zeigt nämlich häufig, dass diese Seite bereits in einem schlechten Umfeld operiert. Meistens werden dort wahllos Verlinkungen verkauft – an zwielichtige Casinos, Arzneimittelportale oder zweifelhafte Nischenseiten. Kurz gesagt: Das sind die Ecken des Internets, in denen du mit deiner Marke keinesfalls auftauchen möchtest. Google hat mittlerweile extrem gute Methoden, diese sogenannten „Bad Neighborhoods“ zu erkennen und ganze Cluster solcher Seiten aus dem Index herauszufiltern. Wenn du also auf einer dieser Plattformen auftauchst, fällst du schnell mit in dieselbe Kategorie.
Ich betrachte solche Momente fast als Glücksfall. Wenn jemand offen zugibt, Geld für Links zu verlangen, dann weißt du wenigstens, dass du hier nichts zu suchen hast. Es ist wie ein rotes Licht an der Ampel: Stopp – und bitte nicht weiterfahren. Lass dich nicht verleiten, weil der Deal einfach klingt. Der kurzfristige SEO-Schub, den du vielleicht erwartest, steht in keinem Verhältnis zu den langfristigen Risiken, die du eingehst. Eine einzelne falsche Verbindung kann dein gesamtes Backlink-Profil kontaminieren, und es kann Monate dauern, das wieder geradezubiegen.
Wie du auf Zahlungsgesuche reagierst
Wer lange genug Outreach-Arbeit macht, bekommt solche Anfragen ständig. Besonders populär sind inzwischen Seiten mit sogenannten „Guest Post Guidelines“. Sie sehen auf den ersten Blick seriös aus, dienen aber oft nur einem Zweck: Sie wollen Zahlende finden, die ihre „Richtlinien“ erfüllen. Wer genauer hinsieht, erkennt schnell das Muster – überall ähnliche Texte, gleiche Preislisten, fast identische Formulare. Lass dich davon nicht einlullen. Nur weil es professionell aussieht, ist es noch lange kein ehrliches Angebot.
Und falls doch jemand dich um Geld bittet, aber ansonsten eine solide Plattform betreibt – dann lohnt sich manchmal ein zweiter Blick. Vielleicht hast du es mit jemandem zu tun, der schlichtweg nicht weiß, dass er mit seinem Verhalten eine Grenze überschreitet. In so einem Fall kommt „Quid Pro No“ ins Spiel.
„Quid Pro No“ in der Praxis – Vom Nein zum besseren Ja
Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: Statt sofort empört abzulehnen, nutzt du den Moment, um aufzuklären – freundlich, aber bestimmt. Du erklärst, warum eine bezahlte Verlinkung kein gangbarer Weg ist, und lenkst das Gespräch auf eine faire Zusammenarbeit.
Ich selbst erkläre oft kurz zwei grundlegende Punkte:
- FTC-Richtlinien: In den USA – und ähnlich auch in der EU – ist es journalistisch vorgeschrieben, bezahlte Beiträge deutlich zu kennzeichnen. Wer das nicht tut, verstößt gegen Verbraucherrecht.
- Google-Richtlinien: Google verbietet alle Käufe von Links, die das Ranking manipulieren sollen. Wird ein solcher Fall erkannt, kann die gesamte Seite Ranking-Verluste erleiden oder deindexiert werden.
Damit erreichst du zweierlei: Zum einen zeigst du Kompetenz und Seriosität, zum anderen machst du deinem Gegenüber klar, dass du diese Praxis kennst – und dass du dich an die gängigen Regeln hältst. Du setzt also Grenzen, ohne dich als Gegner zu positionieren. Meiner Erfahrung nach ist das oft der Moment, in dem sich Menschen öffnen und über Alternativen reden wollen.
Wie du das Gespräch umdrehst
Stell dir vor, du sitzt am Fluss und hast einen Fisch am Haken. Manchmal zieht er mit der Strömung weg – und du weißt, dass du ihn so nicht kontrollieren kannst. Ein kleiner Impuls, ein Zucken an der Schnur, kann den Fisch dazu bringen, seine Richtung zu ändern. Genau so ist es hier: Du „spookst“ dein Gegenüber, indem du sanft, aber bestimmt auf die negativen Folgen seiner Idee hinweist – und ihn dann auf deine Linie bringst.
Erkläre ihm, dass du grundsätzlich offen für Kooperationen bist, du aber nur Projekte realisieren kannst, die beiderseits echten Nutzen schaffen. Sag etwa: „Ich arbeite langfristig mit Websites zusammen, die Themenqualität vor Verkaufszahlen stellen. Wenn wir etwas gemeinsam aufbauen wollen, lass uns lieber schauen, was wir beide wirklich davon haben.“
So schlägst du den Bogen zum eigentlichen Ziel jedes Outreach-Versuchs: eine Beziehung aufzubauen. Gib der Person das Gefühl, dass sie trotzdem etwas gewinnt – etwa Sichtbarkeit, Vertrauen oder Zugang zu einer hochwertigen Publikation. Menschen reagieren positiv, wenn sie spüren, dass du Wert auf Fairness legst und keine schnelle Transaktion willst.
Von der Absage zur Kooperation
In diesem Moment wechselst du von der Verteidigung in den Angriff – im besten Sinne. Statt dich auf das „Nein“ zu konzentrieren, betonst du, was es bedeutet, langfristig gut vernetzt zu sein. Erkläre, dass deine Website einzigartige Leserschaften erreicht, dass du bereit bist, gegenseitige Erwähnungen zu prüfen oder dass du Inhalte anbieten kannst, die einen echten Mehrwert schaffen. Vielleicht hast du Analysen, Interviews, Branchennews oder Daten, die für seine Leser spannend sind. In solchen Fällen wird aus einem „Nein“ plötzlich ein „Wie könnten wir das machen?“.
Viele verstehen erst in diesem Moment, wie riskant ihr ursprüngliches Angebot war. Und manchmal – das ist das Schöne daran – bedanken sie sich sogar dafür, dass du sie darauf aufmerksam gemacht hast. So entsteht ein Win-Win: Du behältst deine Glaubwürdigkeit, und dein Gegenüber lernt etwas über sauberes SEO.
Wenn ein bezahltes Angebot doch sinnvoll ist
Manchmal gibt es jedoch Szenarien, in denen ein finanzieller Austausch erlaubt und sogar klug ist – vorausgesetzt, alles ist transparent. In solchen Fällen ist eine klar gekennzeichnete „Sponsored Post“-Kooperation die richtige Wahl. Das heißt: Der Artikel ist als Anzeige oder Partnerschaft gekennzeichnet, die Links sind no-follow oder sponsored, und der Inhalt liefert echten Mehrwert. Wichtig ist, dass du dabei auch die Kontrolle über den Text behältst. Wenn du schon Geld investierst, dann in Inhalte, die deine Marke hochwertig präsentieren, statt in versteckte Links.
Ein Vorteil: solche Beiträge können weiterhin indexiert und von Suchmaschinen oder KI-Systemen verarbeitet werden. ChatGPT, Gemini und auch Perplexity greifen beispielsweise auf Quellen zurück, die „Brand Mentions“ enthalten. Eine sauber platzierte, markenkonforme Erwähnung kann daher positive Signale senden, ohne gegen Richtlinien zu verstoßen.
Damit bleibt dein Ansatz regelkonform, aber du nutzt trotzdem die Reichweite eines fremden Mediums. Langfristig ist das nachhaltiger, als für eine simple Do-Follow-Verlinkung zu bezahlen, die irgendwann entwertet oder gelöscht wird.
„Quid Pro No“ – Haltung statt Handel
Im Kern geht’s bei diesem Konzept um die Haltung. „Quid Pro No“ bedeutet: Du reagierst auf ein fragwürdiges Angebot mit Selbstbewusstsein, Fachwissen und einem freundlichen Nein – und drehst den Spieß um. Du lehnst nicht ab, indem du dich verschließt, sondern indem du das Gespräch auf eine sinnvollere Ebene führst.
Ich mag diesen Ansatz, weil er einen wichtigen Punkt betont: SEO ist längst kein Trickspiel mehr, bei dem man versucht, das System auszutricksen. Es geht um Beziehungen, Glaubwürdigkeit und Nutzwert. Wer versteht, wie sich das Suchökosystem verändert hat, weiß, dass Authentizität inzwischen fast genauso wichtig ist wie technische Optimierung.
Und manchmal ist es auch einfach ein gutes Gefühl, nein zu sagen – aber auf eine Weise, die Türen öffnet, statt sie zuzuschlagen. Genau das ist „Quid Pro No“ in seiner elegantesten Form.
Ein persönliches Fazit
Ich habe im Laufe der Jahre Dutzende Male erlebt, wie schnell man in den Strudel aus bezahlten Backlinks geraten kann. Oft passiert das gar nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Zeitdruck. Ein Kunde will Ergebnisse, eine Kampagne steht unter Zugzwang – also greift man zum vermeintlich schnellen Weg. Doch der Preis dafür ist hoch: Du verlierst Kontrolle über dein Markenbild, gefährdest die Glaubwürdigkeit und läufst Gefahr, von Suchmaschinen abgestraft zu werden.
„Quid Pro No“ erinnert mich immer daran, dass langfristig gesehen Vertrauen die stabilere Währung ist als Geld. Gute Beziehungen zu Publishern, Journalisten oder anderen Websitebetreibern bringen über Jahre hinweg mehr Reichweite, als jede gekaufte Erwähnung es je könnte.
Falls du also das nächste Mal eine Mail bekommst mit den Worten: „Sure, we can publish your link for $150“ – atme kurz durch, lächle, und schreib zurück: „Let’s find a way to help each other – without breaking the rules.“
Am Ende bekommst du nicht nur den besseren Link, sondern auch Respekt. Und das ist im SEO-Spiel die wertvollste Währung überhaupt.