Apple bringt mehr Transparenz in die Core Web Vitals
Es ist schon erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis **Safari** im Bereich der Web-Performance wirklich gleichgezogen hat. Mit dem neuen Update auf **Version 26.2** zieht Apple endlich nach und öffnet den Zugriff auf zwei entscheidende Metriken der **Core Web Vitals**: Largest Contentful Paint (LCP) und Interaction to Next Paint (INP).
Für jeden, der Webseiten betreibt oder SEO ernst nimmt, ist das ein großes Ding. Denn bisher war die Messung dieser Werte im Safari-Browser praktisch unmöglich – eine echte Lücke, gerade weil Safari auf allen iPhones und vielen Macs Standard ist.
Warum diese Änderung so wichtig ist
Bisher konnten viele **Performance-Analysen** nur auf Daten aus Chrome oder Chromium-basierten Browsern zurückgreifen. Das führte zwangsläufig zu einem schiefen Bild. Safari-Nutzer – also ein erheblicher Prozentsatz deiner Besucher – blieben außen vor.
Mit der Unterstützung von LCP und INP in Safari kannst du nun auch nachvollziehen, wie sich deine Seite **auf Apple-Geräten** tatsächlich verhält. Das heißt, du bekommst endlich ehrliche, reale Daten zu Ladezeiten und Reaktionsgeschwindigkeit – nicht nur aus Labortests, sondern aus dem echten Benutzerverhalten.
Ich erinnere mich an unzählige Diskussionen in Agenturen, wo man versuchte, Performance-Probleme zu erfassen, ohne Zugriff auf Safari-Daten. Es war immer ein Ratespiel – vor allem, wenn Kunden meldeten, dass ihre Seite „auf dem iPhone langsam“ wirkt. Jetzt ändert sich das.
LCP – der sichtbare Fortschrittsbalken der User Experience
Wenn du dich mit Web-Performance beschäftigst, weißt du, dass **Largest Contentful Paint** den Moment beschreibt, in dem das größte sichtbare Element deiner Seite vollständig geladen und gerendert wurde. Typischerweise ist das ein Hero-Bild, eine große Überschrift oder ein Video-Frame.
Ein guter LCP-Wert liegt bei maximal 2,5 Sekunden. Alles darüber fühlt sich für den Nutzer „zäh“ an – selbst wenn andere Teile der Seite schon aktiv sind. LCP ist deshalb nicht nur eine Messzahl, sondern auch ein Gradmesser für das **gefühlte Tempo** deiner Website.
Dass Safari dieses Metriksignal nun unterstützt, bedeutet auch: **mehr Präzision im Monitoring** und realistischere Aussagen über die Ladegeschwindigkeit auf Apple-Endgeräten.
INP – das Maß für Reaktionsfreude
Die zweite große Neuerung betrifft **INP (Interaction to Next Paint)**. Diese Metrik ist besonders spannend, weil sie den Aspekt der Interaktivität abdeckt – also wie schnell eine Seite auf Klicks, Taps oder Tastatureingaben reagiert.
Das war bisher ein echter blinder Fleck in Safari. Entwickler konnten nur Vermutungen anstellen, warum Buttons verzögert reagieren oder Eingabeformulare stocken.
Mit INP kannst du jetzt den exakten Zeitraum messen zwischen dem Moment der Nutzerinteraktion und der tatsächlichen visuellen Reaktion der Seite – also wann sich etwas sichtbar verändert.
In der Praxis bedeutet das:
– Du erkennst, ob deine Website flüssig reagiert oder ob sie Momente hat, in denen sie „einfriert“.
– Du kannst Engpässe im JavaScript oder im Rendering-Prozess gezielt lokalisieren.
– Und du siehst, ob bestimmte Geräte oder Safari-Versionen Probleme verursachen.
INP ersetzt übrigens die alte Metrik „First Input Delay (FID)“, die zwar nützlich, aber in vielen Fällen zu grob war. INP ist genau, weil sie den kompletten Reaktionszyklus betrachtet – vom Klick bis zur sichtbaren Änderung.
Was dieses Update für dich bedeutet
Kein anderes Detail zeigt so deutlich den Sinn dieser Neuerung wie die Konsequenz für **Real-User-Monitoring (RUM)**. Safari-Daten konnten bisher zwar über indirekte Messmethoden geschätzt, aber nie wirklich präzise erhoben werden.
Jetzt sind diese Werte **direkt abrufbar** – über die Performance API im Browser. Wenn du also eigene Skripte oder Analytic-Tools einsetzt, kannst du damit endlich echte Safari-Messwerte in deine Reports einfließen lassen.
Das betrifft sowohl Google Analytics (insbesondere GA4 über eigene Event-Kollektionen) als auch andere Tools wie **Adobe Analytics**, **Matomo** oder **Mixpanel**. Auch die bekannten Monitoring-Plattformen wie **Datadog**, **Akamai mPulse**, **New Relic**, **Raygun**, **Sentry**, **Elastic RUM**, **SpeedCurve**, **Splunk** oder **Cloudflare Web Analytics** profitieren davon.
Sie alle können nun den LCP- und INP-Wert in Safari protokollieren – etwas, was bisher schlicht nicht möglich war.
Kein Einfluss auf PageSpeed Insights – aber bessere Felddaten
Klarstellung: Diese Änderung betrifft nicht Googles öffentliche Tools wie **PageSpeed Insights** oder die **Chrome User Experience Reports (CrUX)**, weil sie auf Chromium-Daten basieren. Safari bleibt dort außen vor.
Aber: In deinen **eigenen Analysen** kannst du jetzt echte Daten aus dem Apple-Ökosystem verwenden. Wenn du also intern Berichte über Ladezeit oder Nutzerempfinden erstellst, gewinnen diese durch die neuen Safari-Metriken enorm an Aussagekraft.
Persönlich finde ich das fast wichtiger: Du siehst jetzt ein realitätsnäheres Bild deiner gesamten Nutzerbasis, anstatt dich auf Samples aus nur einer Browserwelt zu verlassen.
Was Apple im Detail geändert hat
Apple selbst beschreibt das neue Feature als Kombination zweier APIs:
1. **Event Timing API** – misst, wie lange deine Seite auf Interaktionen reagiert.
2. **Largest Contentful Paint API** – berechnet die Zeit bis zum Erscheinen des größten sichtbaren Elements.
Das klingt zunächst trocken, ist aber ein technisches Fundament für bessere Webqualität.
Wenn du klickst, tippt oder scrollst, verfolgt die Event Timing API den kompletten Ablauf: vom Input über die Event-Handler und DOM-Updates bis zur grafischen Darstellung. Und wenn ein Event länger als einen definierten Schwellenwert dauert, wird es in den Performance-Einträgen erfasst – du kannst also direkt sehen, welche Aktion zu Verzögerungen geführt hat.
Ein Schritt Richtung Zukunft des Webs
Mit diesem Update zeigt Apple – ehrlich gesagt zum ersten Mal seit Langem – ein echtes Bekenntnis zu **offenen Webstandards**. In der Vergangenheit war Safari oft das Nadelöhr, wenn es um moderne Performance APIs ging.
Jetzt nähert sich der Browser endlich den Möglichkeiten von Chrome oder Firefox an. Das ist nicht nur für Webentwickler angenehm, sondern auch für SEO-Verantwortliche.
Denn wenn du Core Web Vitals ernst nimmst, darfst du nicht vergessen, dass sie als **Ranking-Signal** bei Google zählen. Und die Verbesserung deiner Werte kann sich direkt auf Sichtbarkeit und Conversion auswirken.
Safari-User machen auf manchen Webseiten 30 bis 50 Prozent des Traffics aus – mit den neuen Messpunkten kannst du also plötzlich doppelt so viele reale Nutzerdaten auswerten.
Wie du die neuen Daten nutzen kannst
Wenn du in deiner Analyseplattform oder deinem **Custom Monitoring** bereits LCP und INP misst, solltest du prüfen, ob Safari-Events automatisch einbezogen werden. In vielen Fällen reicht ein API-Update oder eine Anpassung der Skripte aus.
Ein paar Tipps aus der Praxis:
– Verwende PerformanceObserver, um die Events in Echtzeit zu erfassen.
– Achte darauf, dass du die neuen Messwerte auch filterst – nicht jede Useraktion ist relevant.
– Lege idealerweise Warnschwellen fest, um große Ausreißer zu erkennen.
Gerade beim INP kann es sinnvoll sein, die langsamsten zehn Prozent der Events besonders zu betrachten – etwa Klicks, bei denen Rendering- oder Script-Verzögerungen auftreten.
Ich persönlich empfehle, INP-Werte über die Zeit zu tracken und mit Deploy-Phasen zu vergleichen. Du siehst so genau, welche Codeänderungen sich negativ ausgewirkt haben.
Was sich sonst ändert
Für typische Marketing-Teams wird vor allem das Reporting einfacher. Statt zu erklären, warum Safari in den Leistungs-Dashboards fehlte, kannst du künftig echte Zahlen liefern.
Und auch im **Frontend-Design** wird das helfen: Animationen, Bildoptimierungen oder Framework-Skripte lassen sich gezielter anpassen, wenn du siehst, wie Safari tatsächlich reagiert.
Fazit: Endlich vollständige Core Web Vitals – auch für Apple-Geräte
Ganz ehrlich, es war überfällig. Mit Safari 26.2 schließt Apple eine Lücke, die jahrelang für uns Entwickler und Analysten ärgerlich war. Endlich fließen auch Daten von iOS- und macOS-Geräten in die Leistungsbewertung ein.
Der spürbare Nutzen:
– Bessere Vergleichbarkeit zwischen Browsern.
– Realistischere Nutzeranalysen für dein Tracking.
– Gezieltere Optimierungsmöglichkeiten für Safari-Besucher.
Aus meiner Sicht ist das ein kleiner, aber sehr konsequenter Schritt Richtung eines offeneren, messbaren Internets. Dass Apple diesen Weg nun mitgeht, freut mich besonders – schließlich profitieren am Ende wir alle davon: Website-Betreiber, Nutzer und Suchmaschinen gleichermaßen.
Und vielleicht – man darf ja träumen – sorgt das auch dafür, dass wir weniger raten müssen und mehr wissen, wenn es um echte Performance-Erlebnisse auf dem iPhone geht.